Weltmeisterschaften 1985 Augsburg / Deutschland - Eiskanal
Im Aufwind des für uns zufriedenstellenden Vorjahres und mit dem Blick nach vorn, bauten wir ein, für Augsburg spezifiziertes Boot und absolvierten ein, für uns noch nicht dagewesenes Trainingsprogramm.
Im Ergebnis erfüllten wir sämtliche Anforderungen für eine Nominierung in die Nationalmannschaft mit Bravour.
Der verantwortliche Trainerstab hatte die Zweier-Canadier Goldmedaillen im Einzel- und Mannschaftswettkampf fest im Blick und schrieb den Teamkollegen Loose/Hemmer (KV Hohenlimburg) und Wolkenaer/Zimmermann (KC Grevenbroich) die Favoritenrolle zu.
Thomas und ich sollten nur im Mannschaftswettkampf an den Start gehen dürfen und erhielten erst nach Protest die finale Nominierung für die Weltmeisterschaften im eigenen Land.

Der Verband meldete uns schließlich in der ersten Startgruppe, in der normalerweise die Sportler starten, denen eher eine Statistenrolle zugeschrieben wird und wir bekamen mit der Startnummer 90 sogar die erste Startposition im Wettkampf der Zweier-Canadier der Herren.
Der erste Lauf war wie ein Déjà-vu der vorangegangenen Weltmeisterschaften. Nervosität, Unsicherheit und zu viele unnötige Fahrfehler ließen uns auf den 16. Rang abrutschen. Im Ziel angekommen waren wir kurz davor, das Paddel an den Nagel zu hängen.

Wir beschlossen zumindest noch einmal die Videoaufzeichnungen unseres Trainerstabes zu sichten, um dann zu entscheiden, wie wir weiter vorgehen würden.
Fehlanzeige: Niemand hatte auch nur eine Sekunde unseres Laufes gefilmt …
Wir reflektierten unseren verpatzten Lauf und erinnerten uns an das, was wir von Helmut Klein und Jürgen Gerlach gelernt hatten. Unabhängig voneinander, gingen Thomas und ich noch einmal mental auf die Wettkampfstrecke und „fuhren“ jeder für sich, eine Zeit, die nur wenige Sekunden von der späteren, tatsächlichen Zeit abweichen sollte.
Motiviert, selbstbewusst und hoch konzentriert gingen wir an den Start und es sollte mit einem fehlerfreien Lauf die lang ersehnte Goldmedaille im Zweier-Canadier werden.

Auf der Anzeigentafel rutschten wir vom 16. auf den 1. Platz und wir hatten Gelegenheit, nahezu die gesamte Konkurrenz auf ihrem Weg ins Ziel zu beobachten.

Besonders spannend wurden die letzten Startpositionen, zu denen auch die erst- und zweitplatzierten Jacques u. Pierre Calori (Frankreich), Wolkenaer/Zimmermann (KC Grevenbroich) und Loose/Hemmer (KV Hohenlimburg) zählten.

Am Ende belegten Calori/Calori mit 5,36 Sek. Rückstand den zweiten Platz, unsere Vereinskameraden Wolkenear/Zimmermann den dritten Platz (+6,48 Sek) und Loose/Hemmer rutschten vom 14. Auf den 18. Platz (+100,56 Sek).
DKV Präsident Ulrich Feldhoff (vorne links) und ICF Präsident Sergio Orsi (vorne rechts) verliehen uns dann die langersehnte Goldmedaille.

Es schien unsere Weltmeisterschaft zu sein, denn auch in beiden Mannschaftsläufen fuhren Thomas und ich fehlerfrei. Gemeinsam mit Loose/Hemmer und Wolkenaer/Zimmermann belegten wir dann leider nur den 4. Platz …
